Die Tür nach Katar bleibt offen

Der FC Bayern hat heute eine Stellungnahme zur Kritik der letzten Tage abgegeben. Die Berichte und Kommentare konzentrierten sich, auch im internationalen Presseecho, vor allem auf das Engagement in Saudi-Arabien.
Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge räumte in Bezug auf die mit der Peitsche malträtierten Menschenrechte ein, „dass es besser gewesen wäre, das im Rahmen unseres Spieles in Saudi-Arabien deutlich anzusprechen“.

Das ist für FCB-Verhältnisse schon verdammt viel. Fühlte sich der Verein absolut sicher, hätte die „Abteilung Attacke“ diese Pressemitteilung mit knackigen Vorwürfen an die Kritiker garniert formuliert. Doch damit hielt sich Rummenigge zurück. Daraus kann man ableiten, dass der FC Bayern in nächster Zeit nicht mehr in Saudi-Arabien spielen wird. Und man verschafft sich vor der am Montag beginnenden Ausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern“ in der Erlebniswelt ein wenig Luft.

Aber es ist immer noch zu wenig. Rummenigges Reaktion beschränkt sich auf das, wie man annehmen kann, lukrative Freundschaftsspiel in Riad. Auf die von einigen Fans, Mitgliedern und einigen Zeitung geäußerte Kritik am Trainingslager in Katar wird mit keinem Wort eingegangen. Die vor Weihnachten vom Vorstandsvorsitzenden geäußerten Sätze, die „ideale Bedingungen“, „Aberglaube“ und Distanz von Politik beinhalten, bleiben also stehen.

Zu kritisieren sind jedoch auch Statements von „Spitzenpolitikern“ wie Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende im Bundestag, deren Kritik angesichts von exzellenten Geschäftsbeziehungen mit Regimes wie in Saudi Arabien wenig überzeugend klingen.
Der Verweis auf die anstehende Reise hochrangiger Politiker dorthin klingt in der Pressemitteilung des Vereins ein wenig nach Rechtfertigung und hilflos, ist aber nicht vollkommen verkehrt.

Dennoch hält sich der FC Bayern mit seinem Statement die Türen nach Katar während der nächsten Winterpause 2016 und Guangzhou in China im kommenden Sommer offen. Die vom Verein gerne gepriesene Weltoffenheit steht weiterhin auf tönernen Füßen.

Nachtrag, 23.01.2015
Kann man bei der Presseerklärung noch so etwas wie Einsicht herauslesen, zumindest was den Auftritt in Saudi-Arabien betrifft, hat der FC Bayern sie heute mit seiner regelmäßigen Kolumne „Rot und Spiele“ ad absurdum geführt.
Man kann das scheinheilige Gebaren des FIFA-Exekutivkomiteemitglieds Dr. Theo Zwanziger kritisieren. Mit einer derart beleidigten und stilistisch grauenhaften Glosse auf die Einlassungen eines Ungeliebten zu antworten, ist nicht nur zeitlich unpassend, sondern vermittelt auch den Eindruck, die nicht nur von Zwanziger geäußerte Kritik nicht verstanden zu haben. Wer auch immer sich hinter „Säbener Sigi“ verbergen mag, sollte Professionalität über Befindlichkeiten stellen und „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ nicht als Leitsatz, der ausschließlich für Andere gilt, betrachten!

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie ein sportlich und wirtschaftlich so erfolgreicher Verein in der Öffentlichkeitsarbeit derart dilettantisch agieren kann wie der FC Bayern in diesen Tagen.