Rock ’n Roll in Rostock

337. Polizeiruf 110: Zwischen den Welten (König & Bukow/NDR)

Vielleicht lag es an der Hitze, daß der Mord an einer verheirateten Jurastudentin nicht recht überzeugte. Für den NDR-Polizeiruf üblich, wurde zwar an Moral und Pathos („Euer Chef hat sich ’ne Leiche angelacht!“) gespart, was Geschichten, in denen käufliche Liebe zum Thema gemacht wird, sehr guttut. Dennoch blieben die Darsteller, vor allem Alice Dwyer als befreundete Kommilitonin, ein wenig blass. Motive gab es einige, wurden aber nicht recht ausgearbeitet. Der Plot war am stärksten, wenn die verstummte Tochter der Toten ratlos und ängstlich in die Kamera blickte. Die Überführung des Täters geriet so fast zur Nebensache.

Vor dem Karaoke müssen sich die Kommissare Mut antrinken (Bild: filmpool)

Vor dem Karaoke müssen sich die Kommissare Mut antrinken (Bild: filmpool)

Doch wen stört das, wenn das derzeit schärfste Ermittlerpaar des Sonntagabendkrimis auf Verbrecherjagd geht?

Als in der ersten Szene Charly Hübner als Sascha Bukow uneitel seine Plauze vor der Linse präsentierte, konnte der Film nur gut werden. Mehr Plädoyer für den selbstverständlichen mit Übergewicht geht nicht! Die Ausstattung bewies auch bei seiner Partnerin Anneke Kim Sarnau als Katrin König wieder ein gutes Gespür für die Garderobe. Die Röcke sind etwas zu kurz und die Oberteile jenseits des guten Geschmacks – aber hey, das ist Rostock! Das Klima ist rauh, selbst wenn die Sonne im Sommer runterbrennt. Da klebt das Haar schnell, die Kleidung sitzt schlecht, und es riecht nach Schweiß. Und niemand außer den beiden Cops darf in einer schmierigen Bar derangiert „Come as You Are“ auf der Karaokebühne zum Besten geben!
Die stimmigen Schlussbilder wecken die Vorfreude auf noch nicht erzählte Geschichten und neue Seiten des ungleichen Paares.

Das ist Rock ’n Roll im Hochglanzfernsehen! (7/10)

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