Neu: Jetzt auch mit lackierten Fingernägeln!

Eigentlich wollte ich mir schon vor über zwei Monaten das erste Mal die Fingernägel lackiert haben. Aber da stand ein Wochenende in Sachsen-Anhalt im Wege. Das mag jetzt unfair klingen, aber dass ich vor 31 Jahren in Leipzig von Nazis zusammengeschlagen wurde, bleibt leider unvergessen. Außerdem wollte ich schon früher damit begonnen haben, jedoch es kam nicht dazu. Das lag daran, dass meine Einkäufe im Drogeriemarkt auf Klopapier und andere Hygieneartikel fokussiert waren und ich so etwas wie Kosmetik sich internalisieren musste. Mit 50 fallen Umstellungen schwerer als mit 20, auch die freiwilligen.

Dass ich das hier noch nicht erwähnte, liegt daran, dass ich es vergessen hatte. Ich sehe meine lackierten Fingernägel zwar täglich, muss aber konstatieren, dass mir nicht alle Menschen, mit denen ich gerne regelmäßig zu tun hätte, auf die Finger schauen können.
Als ich heute Nachmittag widerwillig meine Ent- und Besorgungsrunde machte, wurde ich auf das Thema gestoßen und erinnerte mich daran, hier noch nicht darüber geschrieben zu haben.

Jürgen, der Kassierer meines Vertrauens im Rewe-Palast am Eck, fremdelte ein wenig, als er mich das erste Mal mit bunten Fingernägeln sah. „Braucht’s des“, hätte er gefragt, wenn er des Bairischen mächtig wäre. Nicht abschätzig, eher irritiert, neugierig, obwohl er Kummer – Röcke, Kleider und andere Katastrophen – mit mir gewohnt ist.
Heute, als ich ihm ungefähr die vierte Farbe vorführte, sprach er seine Kollegin an der Kasse nebenan auf mich an. Ich zeigte ihr meine orange lackierten Nägel. Ob sie begeistert oder einfach nur höflich war, konnte ich zunächst nicht einschätzen. Auch die Kollegin, die für die Selbstbedienungskasse zuständig ist, wurde involviert. Ich nahm entspannte Stimmung wahr. Das ist in Supermärkten, wo ungeduldige Einkaufende auf um Langmut kämpfende Mitarbeiter*innen treffen, nicht selbstverständlich.
„Das wär doch was für Dich“, wies mich Jürgen auf die wirklich schönen, pinken Fingernägel seiner Kollegin hin. „Pink hab ich auch“, merkte ich vielleicht etwas arrogant an. Aber ich weiß, dass meine nicht vorhandene Feinmotorik so schöne Fingernägel nie hinbekommen wird!
Wesentlich besser gelaunt als beim Eintritt verließ ich den Supermarkt.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich erleichtert darüber, dass es junge, männlich genannte Menschen sind, die damit so entspannt umgehen und es einfach machen. Nicht viele, aber viel mehr, als ich um die 20 war. Und das liegt wirklich lange zurück. Sie scheißen sich nix.

(Bild: mrdomen1k/Twitter)

Es gibt Photogelegenheiten mit anderen Menschen, die sich die Fingernägel lackieren oder auch nicht. Wer die männlich genannte Person ist, spielt keine Rolle.

Oder man geht mit einem Freund spazieren. Und freut sich nach Veröffentlichung des Photos über die Reaktionen auf Social Media.

Mehr Schlusssatz ist nicht. Zumindest nicht in diesem Text.

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Vielen Dank!

2 Gedanken zu “Neu: Jetzt auch mit lackierten Fingernägeln!

  1. Ja, des brauchts!

    Einfach weil´s Spaß macht. Die Zehennägel sind fast immer lackiert, bei den Fingernägeln habe ich noch eine gewisse Scheu was die Arbeit betrifft – sonst wären auch schon längst mal Gelnägel fällig gewesen, nur sind die eben nicht schnell mal wieder weg.

    Mein fast 13jähriger Sohn spielt nach Lust und Laune mit den Farben, ohne Scheu vor seinen Macho-Kumpels.

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