Das Trainingslager des FC Bayern München in Katar: Es ist Politik!

Lieber FC Bayern München!

Ich habe vollkommenes Verständnis dafür, daß die Verantwortlichen der Mannschaft und den Trainern ideale Bedingungen für die Vorbereitung auf die Rückrunde, in der schwere Aufgaben anstehen, ermöglichen. Dazu gehört auch ein Trainingslager, daß frei von der hierzulande zu erwartenden Witterung ist.

Ich habe jedoch kein Verständnis dafür, daß das Trainingslager abermals in Katar aufgeschlagen wird – mögen die klimatischen Rahmenbedingungen noch so ideal sein.
Es dürfte dem Verein nicht entgangen sein, daß die dort suggerierte Weltoffenheit nur vorgetäuscht ist. So weist das Auswärtige Amt darauf hin, daß Homosexualität mit bis zu 15 Jahren Gefängnisstrafe geahndet wird. Über die für Arbeitnehmer unwürdigen Zustände rund um die Bauarbeiten für die WM 2022 wird in schöner Regelmäßigkeit berichtet, auch wenn Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bei seiner Stippvisite keine Sklaven gesehen haben will. Katar ist auch offen antisemitisch. So verweigerte man dem israelischen Spieler Dan Mori von Vitesse Arnheim im Rahmen dessen Trainingslagers Anfang diesen Jahres die Einreise. Beim Schwimmweltcup im September 2013 wurden die Flaggen aller teilnehmenden Länder gehisst – nur nicht die Israels!
Die der Süddeutschen Zeitung gegebene Aussage, man sei dort, „um Fußball spielen, nicht um Politik zu machen“, ist falsch. Es gibt andere, tatsächlich weltoffene Länder, die sich freuen würden, Mannschaft, Trainer und Funktionäre einzuladen, und im Januar saftgrüne Wiesen bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ideale Bedingungen bieten.

Der FC Bayern macht seiner Entscheidung, sich erneut in Katar auf die Rückrunde vorzubereiten, Politik! Eine falsche Politik. Anstatt anderen Vereinen als Vorbild zu dienen und öffentlichkeitswirksam auf die Missstände hinweisend nachträglich auf die Einladung zu verzichten, lässt sich der Verein für eine Scheindemokratie instrumentalisieren. Das zeugt nicht von der Weltoffenheit, wie sie Ehrenpräsident Kurt Landauer vorlebte. Die Initiativen der Fangruppen, die sich erfolgreich und mit Auszeichnung im Stadion gegen Homophobie, Rassismus und Antisemitismus einsetzen, werden dadurch topediert.

Der FC Bayern begeht keinen Fehler, wenn er von der Zusage für das Trainingslager in Katar zurücktritt. Noch ist es dafür nicht zu spät.

Viele Grüße von einem langjährigen Fan.

Nachtrag, 09.01.15
Der FC Bayern ließ sich von seiner Entscheidung nicht abbringen und flog heute mit seiner 1. Mannschaft nach Katar.
Leider wirkt auch das gestern auf Twitter veröffentlichte Bedauern der Opfer vom Pariser Attentat vorgestern nur aufgesetzt. Wer sich von einem Land, das den Terror der Hamas unterstützt, aushalten lässt, ist nicht Charlie, höchstens scheinheilig.

Torsten Wieland hat am 06.01., als der FC Schalke 04, das gleiche Ziel aufsuchte, diesen Text auf seinem Königsblog veröffentlicht. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal für die freundliche Übernahme!
Die Vereine mögen verschieden sein, die Schweinereien nicht.

3 Gedanken zu “Das Trainingslager des FC Bayern München in Katar: Es ist Politik!

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