Ich bin noch nicht bereit.

Als Arjen Robben in Wembley das 2:1 schoss, tobte die Kneipe um mich. Ich nahm das nur schemenhaft war, weil ich in Tränen zerfloss. Nein, nicht, weil es ein Ausgerechnet-Tor des Umjubelten wie Verhassten war, sondern, weil alles von mir abfiel. Drei zweite Plätze, ziemlich viel Unruhe und eine Portion Ungewissheit hinterließen Spuren. „Wir haben es geschafft“, sagte man mir, als wir Minuten nach dem Abpfiff auf der Straße standen. Ich musste mir erst noch einmal eine Zigarette drehen und anzünden, bis ich es wirklich glauben konnte.
Der Pokalsieg eine Woche später war das dritte I-Düpferl auf eine Saison, die nicht nur ich nie vergessen werde.
TRIPLÖÖÖ!
Ja, der gute, nein, überragende Franck Ribéry brachte es neben Mehmet Scholl auf die sechs Punkte des aus seinem Mund schönen, putzig klingenden Umlauts.

Aber kaum war diese historische Saison vorbei, ging es weiter, obwohl doch Sommerpause war. Dabei fand kein wichtiges Turnier statt – die Confedcup-Teilnehmer und EM-Teilnehmerinnen mögen es mir verzeihen.
Der neue Heilsbringer überschattete alles. Es ist nicht die Schuld Pep Guardiolas, daß der gerade drei Wochen alte Ruhm derart schnell in den Schatten des regenreichen Junis geriet. Nachdem übereinstimmend festgestellt wurde, daß der Katalane besser Deutsch kann, als viele Journalisten seinen Namen unfallfrei aussprechen können, wurde eine Lawine losgetreten, der ich so gut als möglich auswich. Ich war bei keinem Showtraining in Fröttmaning, las so gut wie nichts in den zahlreichen Medien, machte mir keine Gedanken darüber, wo Thiago Alcántara denn spielen könnte und feierte nicht den Deutschen Meister 2013/14. Stattdessen erfreute ich mich an Mario Gómez‘ warmen Empfang in Florenz und genoss die Sonne. In der Vorbereitungsphase mit den vielen, nur Staub fangenden Pokalen sah ich eine Halbzeit. Die 2. Halbzeit verbrachte ich im Hof des Gastgebers, der ein rauschendes Fest feierte, was nicht nur am Sieg seiner Mannschaft lag. (Wenn wir schon nicht gewinnen, saufen wir ihm wenigstens den Kühlschrank leer!)

Vorgestern fand das erste Pflichtspiel statt. DFB-Pokal. Ich habe dieses Spiel tatsächlich versäumt, obwohl die ARD so freundlich war, es zu übertragen. Ich war noch nicht bereit. Am Freitag beginnt die Bundesliga; wenigstens habe ich schon ein wenig im „Chefkicker“ (ich weiß nicht mehr, wer diesen wunderbaren Ausdruck in meine Timeline schmiss) geblättert.

Ich bin nicht satt, sondern müde. Mir ging das alles zu schnell. Es kommt mir so vor, als habe die letzte Saison vor zwei Wochen erst aufgehört. Natürlich muss es weitergehen. Die Titel der letzten Saison sind nur noch Schmuck für den Briefkopf, und die Generation „Lahm/Schweinsteiger“ muss nun natürlich beweisen, daß sie große Titel auch verteidigen kann.

Ich bin nicht böse, wenn es ihr nicht gelingt. Denn ich kann mir vorstellen, daß die Spieler noch müder sind als ich und sich erst mit dem neuen Trainer zusammenraufen müssen, um sich zu neuen Großtaten aufzuschwingen. Das wird sicher auch einige Energien kosten.

Was bleibt, ist die Favoritenrolle – und eine für mich zu kurze Sommerpause.

2 Gedanken zu “Ich bin noch nicht bereit.

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